Rathaus, Grundschule

Rathaus, Grundschule, Schulpark im Ortsteil Possendorf, Schulstraße 6
 
 
Nach jahrelangen Bemühungen war es der Gemeinde Possendorf gelungen, 1905 ein neues Schulhaus einzuweihen. Die beiden alten Schulgebäude, die Alte Kantorei von 1784 (Untere Bergstraße 2) und die sogenannte Töpferschule von 1840 (Kirchgasse 4), genügten nicht mehr den Anforderungen.

Das Gebäude wurde im späthistorischen Stil errichtet. Lediglich in der Haustür befindet sich eine vom Jugendstil beeinflusste Form. Üblich zur Entstehungszeit waren Inschriften an der Fassade der Schulgebäude, die insbesondere die enge Bindung von Schule und Kirche zum Ausdruck brachten. Auf den Seitenflügeln stand links „Fürchtet Gott!“ und rechts „Ehret den König!“ (1. Petrus 2, 17). Nach Wegfall der kirchlichen Schulaufsicht im Jahre 1919 ließ der neue Schulvorstand diese Inschriften entfernen.
Die Inschrift über dem Eingang „Bete und arbeite!“ wurde nach 1945 überdeckt. 1969 wurde der Schule der Name des Malers und Grafikers Hans Grundig verliehen; seitdem lautete die Inschrift „Hans-Grundig-Schule“.
1973 verschwand beim Dachdecken das ehemals als Schmuckelement aufgesetzte Schultürmchen.

Den Hauseingang schmücken beidseitig große farbige Sgrafitti. Es ist die Studienabschlussarbeit des chilenischen Malers Hector Tobar, die er der Schule schenkte. Ab 1962 hatte er für mehrere Jahre sein Atelier im Schulgebäude.

In den Jahren 1956 bis 1965 wurde im Außenbereich unter Beteiligung vieler freiwilliger Helfer an der Gestaltung des Schulparks mit Freilichtbühne, Schwimmbecken und Kleinsportanlage gearbeitet. Er konnte vorteilhaft mit Teilen des ehemaligen Rittergutparks verbunden werden, wobei der alte Baumbestand besonders wirkungsvoll zur Geltung kam.

Das Interesse an diesen Einrichtungen ging weit über die Örtlichkeit hinaus (Veröffentlichungen in Zeitungen und Zeitschriften, Besuche von in- und ausländischen Gästen).

Die Gebäude der heutigen Grundschule und der Turnhalle wurden 1984 als Erweiterungsbau der POS „Hans Grundig“ errichtet. Die Turnhalle wurde 2009 teilweise saniert. Das Schulgebäude hat 2013/2014 eine umfangreiche Sanierung erfahren. Jährlich beziehen das Storchenpaar Possi und Possine ihren Horst auf dem nicht mehr in Betrieb befindlichen Schornstein des neuen Schulgebäudes und sorgen bei entsprechenden Bedingungen auch für Storchennachwuchs. 2008/2010 erfolgte die Neugestaltung des Zuschauerraumes der Freilichtbühne. Das ehemalige Schwimmbecken ist heute Teil der Spielanlage des in der Grundschule ansässigen Hortes und wird einmal jährlich für das Spektakel „Teichfliegen“ mit Wasser gefüllt. Auch für weitere Ortsfeste und Veranstaltungen werden die örtlichen Möglichkeiten des Schulparkes genutzt.

Nach Einstellung des Schulbetriebes zum Schuljahresende 1991/1992 und zwischenzeitlichen Vermietungen an Firmen ergab sich mit der Zusammenlegung der Gemeinden Possendorf und Bannewitz im Jahr 1999 die Nutzung des Schulgebäudes als Rathaus, so dass jetzt über dem Eingang „Rathaus“ steht.

Die drei ehemaligen Schulgebäude Schulstraße 6, Untere Bergstraße 2 und Kirchgasse 4 stehen auf der Denkmalliste der Gemeinde.