Herrschaftliche Schänke Nöthnitz

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Die Herrschaftliche Schänke in Nöthnitz wurde um 1616 durch den damaligen Besitzer des Rittergutes Dr. Joachim Ziegler erbaut. Spätere Eigentümer waren häufig die
jeweiligen Besitzer des Rittergutes, aber auch andere Bürger. Zu den Zeiten in denen
die Schänke zum Rittergut gehörte, waren Pächter eingesetzt.
In der Schänke wurden vorzugsweise Biere ausgeschenkt, die in der Brauerei Nöthnitz gebraut wurden, die seit 1619 existierte.
Zusätzliche Berühmtheit bekam die Schänke in den Jahren 1848 bis ca. 1854 als in
der ersten Etage der Schänke der als Wunderheiler bekannte Dr. Grollmus praktizierte.

Er stach durch „eigenthümliche Tracht, Talar und Barett“ hervor. Es wird berichtet,
dass „sämtliche Räume des Hauses fortwährend mit Hilfesuchenden überfüllt waren“.
Allerdings gab es auch Stimmen, die Ihn als Scharlatan bezeichneten. Von 1854 bis
zu seinem Tod 1859 hatte er dann seine Praxis in Kaitz. Von seinen Verehrern wurde im Kaitzgrund an einer Quelle oberhalb der heutigen B170 im Jahr 1854 eine
Säule errichtet, die allerdings schon Anfang des 20. Jahrhunderts verfallen war.
Im Gasthof Nöthnitz fanden regelmäßig Tanzveranstaltungen statt, für die in der Lokalpresse geworben wurde.

Neben den Gasträumen gab es auch einen großen Biergarten mit Blick in den Eutschützgrund, Ab dem Jahr 1941 bis 1943 diente der Gasthof als Quartier für „Zivilarbeiter“ aus
Flamen (Belgien), die für die Rüstungsproduktion der „Karl Klemm Maschinenfabrik“ Bannewitz eingesetzt wurden. Unter anderem wurden dort Teile für die Heinkel
Flugzeugwerke hergestellt.
Von Mitte 1943 bis zum Ende des 2. Weltkrieges waren im Gasthof 30-35 russische
Kriegsgefangene untergebracht, die ebenfalls für die „Karl Klemm Maschinenfabrik“ arbeiten mussten.
Nach der Bodenreform mit Enteignung der Familie von Finck ging der Gasthof kurzzeitig in den Besitz der Gemeinde Bannewitz über. Im Jahr 1947 gab es wieder einen
privaten Besitzer, der den Gasthof verpachtete. Der Gaststättenbetrieb wurde jedoch
um 1950 eingestellt.
Danach zog die Firma Dr.-Ing. Perthen & Co. ein, die in den Räumen des ehemaligen Gasthofs mehrere Jahrzehnte kleine Transformatoren und Messgeräte herstellte.
G. Hausmann
16.10.2022