Friedhof Bannewitz - historische Sehenswürdigkeit


Die Dörfer Bannewitz und Boderitz gehörten bis zur Gründung der Kirchgemeinde Bannewitz 1902 zur Kreuzkirchgemeinde in Dresden. Alle kirchlichen Amtshandlungen, Trauungen, Taufen, Beerdigungen vollzogen sich dort. Die Verstorbenen wurden auf einem zur Kreuzkirche gehörigen Friedhof bestattet.
Jedoch wurden auch Friedhöfe geschlossen (Alte Johannisfriedhof 1814) und neue eingerichtet. Der Trinitatisfriedhof entstand 1814/15 im Blasewitzer Tännicht (Fiedlerstraße), wegen seiner Entfernung auch „Weiter Friedhof“ genannt. Nach 1875 drohte eine Verlegung der Beerdigungen für Bannewitzer Verstorbene auf die Friedhöfe in Tolkewitz (Neuer Johannisfriedhof 1881 eingeweiht) und Striesen (1883 eingeweiht).
Um weitere Beschwernisse zu vermeiden, verfolgten die Gemeinden Bannewitz und Boderitz das Ziel, einen ortsnahen Friedhof einzurichten. Das war 1878 auf Bannewitzer Flur möglich geworden.
Gekauft wurde das Grundstück von Henriette Wilhelmine Schumann, der Witwe des 1876 verstorbenen Gutsbesitzers Johann Gottlob Schumann (jetzige Eutschützer Str. 1).
Der Friedhof wurde am 17. September 1878 anlässlich der Beerdigung eines Kindes feierlich durch den Superintendenten Konsistorialrat Dr. Franz eingeweiht.
Interessant auch die im Gemeinderatsprotokoll vom 8. Juni 1878 erteilte Antwort auf eine Anfrage: „Auf Veranlassung einiger hier wohnender Dissidenten erfolgte Anfrage ..., ob denselben wie in einigen anderen Orten geschehen, betreffs des Begräbnisses, auf dem anzulegenden Gottesacker Schwierigkeiten in den Weg gelegt würden, worauf man die Versicherung gab, daß jedem hiesigen Einwohner irgendwelchen Glaubens das Recht zusteht seine Todten auf dem neuen Gottesacker begraben zu lassen.“
Als Dissidenten bezeichnete man damals konfessionslose Bürger.
Die Gemeinde Bannewitz übertrug 1881 das Friedhofsgrundstück unentgeltlich an die neu gegründete Gottesackerstiftung, die den Friedhof in den Folgejahren verwaltete.
Die erste Feierhalle wurde 1900 gebaut, aber so klein, dass neben dem Sarg nur wenige Personen Platz fanden. Der größte Teil der Trauergemeinde musste im Freien stehen.
Die Einfriedung und die eisernen Tore wurden wahrscheinlich erst zu dieser Zeit errichtet.
1955 wurde mit der Projektierung einer wesentlich größeren Feierhalle begonnen, die 1956 fertiggestellt war.
Das Kriegerdenkmal für die Gefallenen des 1. Weltkrieges, das ursprünglich neben dem Sportheim stand, wurde 1992 auf die Fläche der abgebrochenen Feierhalle gesetzt. Es war von der Firma Mettig bearbeitet worden und trägt jetzt eine Inschrift, die an die Opfer beider Weltkriege erinnert.
Der kommunale Friedhof wird sehr gut gepflegt. Bemerkenswert sind die Gräber der bäuerlichen Familien aus Bannewitz, Boderitz und Eutschütz an der Nordseite (neben LUX-Baumschule). Ein Stück Ortsgeschichte erzählen auch die Gräber von Bäckermeister Karl Emil Eulenberger († 1933), Milchhändler Luis Woias († 1913), Handelsgärtner Albin Hugh († 1906) aus Bannewitz und Schmiedemeister Richard Bender aus Welschhufe († 1946).
Günter Hausmann, Ingeborg und Manfred Schicht